Rando Imperator
650 km // 3.500 hm
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen
Nachdem wir 2020 auf den Rando Imperator aus den bekannten Gründen verzichten mussten, konnten wir endlich im September 2021 wieder starten. Mit dem Rad von München bis nach Ferrara, eine Langstreckenfahrt auf der Claudia Augusta, auf den Spuren der Römer. An einem Wochenende.
Die Via Claudia Augusta ist eine rund 700 km lange alte römische Handelsstraße, die Norditalien mit Süddeutschland verband, und daneben die flachste Alpenüberquerung in der Antike war. Mitte der 1990er Jahre wurde die Strecke als “Via Claudia Augusta Fernradweg” ausgebaut und beschildert; an ihrem Rand kann man diverse römische Überbleibsel wie Brückenreste, Meilensteine und Ruinen von Zollstationen bestaunen (Auszug Radsport-News.com).
Es ist und bleibt mein Lieblings-Brevet – der Rando Imperator, via Claudia Augusta von München bis nach Ferrara. Mittlerweile ist es meine 5. Teilnahme, im letzten Jahr wurde die Veranstaltung aus den bekannten Gründen abgesagt. Und dieses Jahr war einiges anders – wie z.B. das Datum. Wir starten dieses Jahr nicht im Mai, wir starten im September. In Folge heisst das, keine überraschenden Kälteeinbrüche, vermutlich nicht viel Regen, aber definitiv kein Schnee. Ich sah mich schon im Vorfeld bei der Anmeldung für dieses besondere Jahr in kurzen Radhosen 🙂
Alles lief ein wenig anders ab in diesem Jahr. Daniel, Martin und ich treffen uns Freitag Abend in dem Hotel, wo von Freitag auf Samstag übernachtet wird. Die Startnummer-Ausgabe erfolgt unter den üblichen Corona-Vorschriften und Auflagen. Alles ein wenig anders, aber wir freuen uns, endlich den Veranstalter wieder zu sehen. Simone und sein Team sind jedes Jahr so herzerwärmend und gut gelaunt – für mich eines der angenehmsten Veranstalter, die ich kenne. Und ich mag sie alle wirklich sehr. Nach den vielen Jahren und Teilnahmen ist mir dieses Veranstalter-Team ans Herz gewachsen. Ich werde niemals meine erste Teilnahme dort vergessen, diese besondere Fahrt, und immer wieder von den Veranstaltern auf der Strecke gepusht und motiviert zu werden. Das wird mir immer und ewig in guter Erinnerung bleiben. Daher auch dieser besondere Stellenwert für den Rando Imperator und diese besondere Sympathie für das Team von witoor.
Der Start erfolgt wie üblich am Tierpark Hellabrunn, pünktlich um 05:00 morgens. Am Hotel treffen wir noch Francesco (oder so ähnlich), den wir gerade erst kennen gelernt haben. Mit ihm und meinen beiden Freunden Daniel und Martin stehen wir nun am Start. Anders als üblich, wird nicht in der gesamten Teilnehmer-Gruppe gestartet, jede einzelne Gruppe startet alleine. Aber wie jedes Jahr mit der gleichen Euphorie und dem nötigen Ansporn (->05:00 Uhr! 🙂 von Simone und seinen italienischen Helfern.
Unseren „neuen“ Begleiter aus Italien verlieren wir leider schon im Wald kurz nach dem Start. Plattfuss. Wir sehen uns trotzdem immer wieder auf der Strecke. Es musste nicht lange auf sich warten lassen, und schon war wir wieder zu viert unterwegs in Richtung Fernpass. Unterwegs kommen wir kurz mit der Radsport-Gruppe von ARIETI zusammen, ein riesiger Haufen von begeisterten Rennradfahrern. Auch diese Jungs konnte ich die letzten Jahre kennenlernen und jeden einzelnen von ihnen mag ich. Gute Jungs.
Am Fernpass trennen sich dann die Wege in unserer kleinen Gruppe. Daniel und ich nehmen den Weg über die Asphaltstrasse und machen einen kurzen Stopp am Panorama-Restaurant – natürlich für Fotos 🙂 Dann weiter durch Tirol in Richtung Reschenpass. Auf dem Weg dorthin ein kleiner Gravel-Umweg und ein kleiner Regenschauer während der Durchfahrt durch die Schweiz. Keine große Sache, nur eine Dusche. Der Vorteil, wenn im September gestartet wird. Es wird nicht so kalt wie im Mai, wo es manchmal über die Alpen richtig hässlich werden kann. Aber das blieb uns ja erspart.
Am Checkpoint auf dem Reschenpass machen Daniel und ich eine ausgiebige Pause, lassen die Klamotten trocknen, stärken uns mit gutem Essen, bevor wir vor dem Untergang der Sonne ins Vinschgau in Richtung Checkpoint Bozen rollen. Unterwegs treffen wir noch Gabi und Herrmann, alte Bekannte, die ich eigentlich die letzten Jahre immer wieder bei Langstrecken-Events treffe. Immer wieder fahren wir uns zufällig über den Weg. Und Gabi lernt mich jedes Mal neu kennen 🙂 #insider
Angekommen in Bozen warten wir dann auf unseren Freund Martin, der zwischendurch leichte Probleme mit dem Hinterrad hatte. Alles lösbar, ein echter Randonneur macht das selbst mit sich aus. Gegen 2 Uhr morgens starten wir dann zu dritt in Richtung Gardasee, Bardolino ist unser nächstes Ziel. Es geht die Nacht hindurch an der Etsch entlang. Nur Radwege. Kein Verkehr, sehr sicher für eine Radfahrt durch eine Nacht. Ein kurzer Powernap unter einer Brücke, aus dem uns Daniel kurz und schmerzlos zurück holt –„HALT, stehen bleiben!“ – ein kurzer Alptraum, uns würden die Räder genommen worden … sehr amüsant, wir haben lange und laut darüber gelacht 🙂
Gegen Mittag sind wir dann am Gardasee angekommen, ein wenig später als üblich. Wir hatten aber keine Eile, wir hatten eine gute Gruppe, und wir 3 blieben auch die meiste Zeit zusammen. Bis zum Checkpoint in Mantua, dieser legendäre CP, der an Herzlichkeit der Menschen dort nicht zu überbieten ist. Ich gönne mir sogar ein kleines Glas Lambrusco vor der Weiterfahrt 🙂 Daniel gibt Gas, Martin flickt wieder mal seinen Reifen und ich folge so schnell als möglich meinem Kumpel Daniel. Kurz vor Ferrara habe ich noch selbst einen Platten gefahren und gegen 20:30 Uhr bin ich dann auch im Ziel angekommen. Es blieb uns noch genug Zeit, zu dritt ein gemeinsames Abendessen in Ferrara zu geniessen.
Alles in allem war das ein spezielles Jahr beim Rando Imperator – besonders durch diese Corona-Auflagen, die Simone und sein Team absolut vorbildlich und auch sehr genau eingehalten und durchgeführt haben und uns damit wieder einen unvergesslichen Event beschert haben. Und wir waren eine sehr tolle Gruppe mit Daniel und Martin. Ein echtes Team. Und mit Martin einen Neustarter über diese lange Distanz. Sein erstes 600 km Brevet. Gemeistert wie ein echter Randonneur, mit allem was dazu gehört. Respekt für dieses Leistung. Und ich war wirklich erfreut, das der sportlichste Fahrer unter uns – Daniel – während der gesamten Fahrt den echten Team-Gedanken mit uns gelebt hat und wir die meiste Zeit zusammen geblieben sind. Auch dafür vielen Dank. Es war mir eine Ehre, mit euch zu starten und mit euch die Alpen zu überqueren. Und ich hoffe, wir wiederholen das im Jahr 2022 wieder.
Meine (minimale) Ausstattung während der Fahrt:
- Ein Fahrrad 🙂 3T Exploro mit 650B auf 40 mm Semislicks
- Beleuchtung am Rad für die Nachtfahrt
- 1 Ersatzschlauch
- 1 Luftpumpe
- 2 Trinkflaschen
- das übliche Werkzeug und eine Kleinigkeit zum Essen in der Trikottasche
Video und Veranstalter-Seite: https://witoor.com/en/video-rando-imperator-2021/
Und hier noch ein paar Fotos und Impressionen von der Strecke: