Tim auf Tour durch Deutschland – 7 Tage, 7 Etappen

1.233km
11.720 Höhenmeter
48:37 Fahrzeit

Diesen Text hatte ich auf der Facebookseite von Quäldich.de veröffentlicht:

“Mit dem Rennrad quer durch Deutschland ohne feste Route! Ich würde gerne den ein oder anderen von Euch für im Juli besuchen und so meine zufällige Route durch Deutschland planen. Mir geht es dabei nicht darum, die Hotelkosten zu senken, sondern neue Menschen und Gegenden kennenlernen. Ich habe eine Luftmatratze und einen Schlafsack dabei und keine großen Ansprüche.
Wenn Du Lust hast mich für eine Nacht aufzunehmen, würde ich mich freuen, wenn du dich bei mir meldest.
Bis Bald Gruß Tim”

Tag / Etappe 1

Die erste Etappe führte mich von meiner Heimatstadt Kulmbach zur Triathlonstadt Roth. Ich startete um 13:30 Uhr bei schönstem Wetter und hatte teilweise bis zu 33 Grad. Meine Strecke verlief durch die wundervolle fränkische Schweiz. Herrliche Landschaft, gute Straßen und wenig Verkehr. Die Straße schlängelt sich durch Täler, an Felsen vorbei entlang. Brauereien findet man an in fast jeder Ortschaft, hier ist ja auch die höchste Brauereidichte weltweit.

Kurz hinter Cadolzburg erwischte mich ein kurzes Sommergewitter, das war eine willkomene Abkühlung. Übernachten durfte ich bei den zwei sympathischen Triathlonfans Anne und Johannes in Roth. Zum Abendessen gab es Fleisch mit Bohnen und Süßkartoffeln. Es waren die besten Süßkartoffeln die ich jemals gegessen habe.

145km – 5:36 Fahrzeit – 1.317 Höhenmeter

  

Tag / Etappe 2

Ich startete den sommerlichen Tag mit einem großen Farmerfrühstück. Ja, ich konnte leider nicht alles aufessen. Mein heutiges Etappenziel war Tutzing am Starnberger See. Landschaftlich toll im Rother Land mit einigen kurzen, steilen Anstiegen. Auch heute Morgen stieg das Thermometer relativ schnell wieder auf 30 Grad.

Zu Beginn ging es durch kleine fränische Ortschaften und durch einige Nadelwälder.

Vielen Dank an Friedrich Wein vom Radlstall in Karslhud. Er hat meine Notlage erkannt alles stehen und liegen gelassen und mein Hinterrad repariert.

Mit neuem Mut ging es recht flott durchs wellige Dachauer Land. Jetzt nur noch schnell durch den Großraum München und dann bin ich auch gleich am Ziel. Freundlich formuliert habe ich es nicht genossen weder gestern durch Erlangen, noch heute durch München zu fahren.

Heute Abend darf ich bei den Radsportlern Roberto und Andrea übernachten. Roberto ist als Guide für Quäldich aktiv und Andrea ist früher Bundesliga für Team Nürnberger gefahren. Abendbesuch im Biergarten Tutzinger Keller – Käsespätzle – lecker.

197km – 7:27 Fahrzeit – 1.845 Höhenmeter

Tag / Etappe 3

Vom Regen geweckt. Mein heutiges Etappenziel Steingaden liegt nur 65km entfernt. Eigentlich hatte ich mir eine schöne Seerunde über Tegernsee, Sylvensteinstausee, Walchenseeumrundung und Staffelsee ausgesucht. Aufgrund von Dauerregen entschied ich mich dann doch den direkten Weg zu nehmen. Bei 12 Grad und somit weniger Motivation.

Kurz vor Murnau machte ich Mittagspause. Mit vollem Magen fährt es sich besser durch den unermüdlichen Regen. Es gab zwei Leberkässemmeln mit süßem Senf. Das habe ich so bisher noch nicht gegessen, passt aber echt gut zusammen.

Übernachtet habe ich im Gasthof Graf in Steingaden. Ein urbayerisches Wirtshaus mit zünftigen Speisen und guten Preisen.

67km – 2:55 Fahrzeit – 619 Höhenmeter

 

Tag / Etappe 4

Die Königsetappe führte mich von Steingaden bis nach Villnachern in der Schweiz. Mit 260km Länge und landschaftlichen Highlights die geilste Etappe meiner Tour. Ich startete um 07:30 Uhr  und radelte bei herrlichem Bergpanorama nach Kempten, am Alpsee vorbei und weiter bis zum Bodensee. Auf der schweizer Seite dann auf Nebenstraßen bis nach Villnachern. Ich weiß nicht ob es Zufall war, aber ich hatte nicht ein einziges Schlagloch in der Schweiz. Selbst ganz kleine Nebenstraßen waren in perfektem Zustand.

Meine netten Gastgeber Frank und Marion sind Veganer aus vollster Überzeugung. Frank hatte gerade ein selbstgebackenes Brot im Ofen und mahlte mir für mein Ankunftsmüsli noch die Haferflocken selbst. Als Hauptspeise gab es Nudeln mit einer Tofu-Bolognese und Parmesan aus Pinienkernen. Bewusste Ernährung und die Reduzierung oder der Verzicht von Fleisch machen uns gesünder und unseren Planeten etwas lebenswerter für Mensch und Tier. Ich stelle fest: Gesund kann auch lecker sein 🙂

260km – 9:51 Fahrzeit – 2.566 Höhenmeter

 

Tag / Etappe 5

Etwas erschöpft machte ich mich um acht Uhr auf die Reise nach Pforzheim. Nach wenigen Kilometern wartete schon früh am Morgen die erste Rampe auf mich und das obwohl ich noch gar nicht im Schwarzwald war. Nach einer kurzen “Verschnaufpause” am “Süd Schwarzwald Radweg” ging es erbarmungslos und steil weiter. Anscheinend hätte ich auch eine flachere Route wählen können. Der schönste Abschnitt des Tages war der Radweg von Calw nach Pforzheim, am Fluss Nagold entlang. Mein heutiger Gastgeber Stephan kam mir auf dem Radweg entgegen, sodass wir den Rest der Strecke gemeinsam zurücklegten. Seine Frau Katja servierte uns einen riesigen Berg Nudeln. Mein Gedanke: Wieviele Radsportler kommen heute noch? Als Nachtisch gab es feinen Kuchen. Perfekte Radsportnahrung für Leib und Seele! Stephan hat sich erbarmt und meine Route für den nächsten Tag umgeplant: weniger Höhenmeter und weniger Städte. Anscheinend habe ich zu viel über die steilen Schwarzwaldanstiege gejammert 🙂

215km – 9:20 Fahrzeit  – 2.497 Höhenmeter

 

Tag / Etappe 6

Kindergeburtstag oder was?

Von Pforzheim nach Schönfeld (nahe Tauberbischofsheim). Sehr schöne Streckenführung dank Stephan. Gewitterwolken hängen drohend über mir. Ein Wunder, dass ich so lange trocken geblieben bin! Ein Unwetter konnte ich noch umfahren – nasse Straßen, aber kein Regen. In Lauda hat es mich dann allerdings doch kurz und heftig erwischt.

Der Sohn meines Gastgebers Thomas feierte heute seinen zweiten Geburtstag, d.h. ich konnte noch einiges an Kuchen essen. Thomas kenne ich schon recht lange, da wir in Jugendzeiten gemeinsam Radrennen gefahren sind. Bei alten Geschichten haben wir den Abend beim Mexikaner gemütlich ausklingen lassen.

151km – 6:09 Fahrzeit – 1.604 Höhenmeter

Tag / Etappe 7 – Schlussetappe

Meine heutige Strecke führte mich schon wieder nach Hause, Kulmbach. Diesmal nicht alleine. Julian, den ich vom Riderman 2016 kenne, hat mich von Kitzingen bis Haßfurt begleitet. Dank Rückenwind und Windschatten sind wir richtig gut voran gekommen. Wir legten einen kurzen Stop bei SRAM in Schweinfurt ein. Allerdings war die Empfangsdame so unfreundlich, dass wir nach einem kurzem Foto gleich weiterfuhren. Nach der obligatorischen Kaffeepause in Haßfurt verabschiedete ich mich von Julian. Nach einer kurzen Panne in Bamberg bin ich die restliche Strecke gemütlich heimgefahren.

198km – 7:19 Fahrzeit  – 1.272 Höhenmeter

Fazit:

Warum in die Ferne schweifen, wenn es bei uns so schön ist? Ich habe sehr viele freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt. Andreas Tilles sagte mir nach dem Rando Imperator; “Junge wenn du eine längere Strecke fahren willst, dann fahre deine Reifen 1.000km Probe und wenn alles gehalten hat, kannst du damit eine lange Radtour machen”. Hätte ich mich nur an diesen einfachen Rat gehalten.

Vielen Dank an Alle die mir diese Tour ermöglicht haben. An erster Stelle möchte ich mich bei Dani, meiner verständnisvollen Ehefrau bedanken. Ebenso bei Allen vom Icehouse Kulmbach. Hier werden meine Räder gewartet und gepflegt.

Tim

Links:

Icehouse Kulmbach
Herrmann Fenster-Türen-Bodenbeläge GmbH
Radlstall
Gasthof Graf
Bike Stuff & Tours GbR