1.910 M Ü. NN
Via Südrampe von Bédoin
Ride the Peak-Challenge: Reise zum Mond
Der Mont Ventoux ist eine Passlegende – karg, windig, extrem anspruchsvoll. Er ist auch eine Inspiration für die Ride-the-Peak-Challenge von Radclub.de. Ein Erfahrungsbericht.
„Heute fahren wir gemeinsam mit unseren Rädern zum Mond!“ Mit diesen Worten überzeuge ich nun endgültig meine Freundin, heute gemeinsam mit mir diesen magischen Berg zu besteigen. Diesen mystischen Gipfel in Süd-Frankreich, 1.910 Meter hoch. Diesen grauen Riesen in der französischen Provence. Diesen faszinierenden Berg.
Heute geht es um mir um mehr als die Bewältigung eines Anstiegs. Zusätzlich zu meiner ersten Auffahrt zum Mont Ventoux, will ich auch die Radclub-Challenge „Ride the Peak“ abschliessen. Und was mir hierfür nur noch fehlt, ist der mystische Gigant in der Provence von Südfrankreich. Der Teufelsberg. Der Mont Chauve. Der Mont Ventoux! Über die Südrampe von Bédoin sind es 21 Kilometer mit rund 1600 Höhenmetern.
Über Ride the Peak
Challenge meets Charity: Bei Ride the Peak geht es um zwei Dinge: Höhenmeter sammeln und spenden, dafür erhalten die Teilnehmer Rahmen-Sticker von fünf der beliebtesten Anstiege Europas – dem Stilfser Joch, dem Mont Ventoux, dem Passo Pordoi, dem Grödnerjoch und dem Timmelsjoch. Mehr Infos
Rampen und Wald
Wir starten nicht besonders früh, die meisten Rennradler sind bereits unterwegs und weit vor uns. Somit wird es ruhig für uns. Die ersten 10 Kilometer winden sich durch den Wald, ein wenig langweilig, nicht besonders aufregend, aber teilweise bis zu 12 Prozent Steigung. Und ab und an ist der Gipfel für uns zu sichtbar, meist nur für einen kurzen Moment. Ich bin fast schon enttäuscht. Im Stillen denke ich mir, dass ich mehr von dieser Auffahrt erwartet hatte.
Aber von Kilometer zu Kilometer wird die Landschaft aufregender. Die Vegetation verändert sich zunehmend. Und es wird heißer und heißer. Nur ein lauer Wind kommt uns entgegen. Nach 16 Kilometern auf 1.440 Meter Höhe erreichen wir das Restaurant Chalet-Reynard. Hier können wir eine Pause machen, die Wasserflaschen auffüllen, Zeit für einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Bevor uns die letzten 7 Kilometer erwarten. Bis zum Gipfel sind es noch ca. 500 Höhenmeter und wir starten wieder zum finalen Aufstieg. Das alles bei mittlerweile glühender Hitze und Gegenwind.
Drama und Schönheit
3 Kilometer vor dem Gipfel erreiche wir die Gedenkstätte und das Denkmal für Tom Simpson. 1967 wurde der Mont Ventoux zu seinem Verhängnis. Während der 13. Etappe der Tour de France, am 13. Juli 1967, fiel der englische Radprofi hier vom Rad, verlor aufgrund eines Herzversagens sein Bewusstsein und verlor hier sein Leben. Eine tragische Geschichte. Wohl eines der größten Dramen der Tour de France. Die letzten 3 Kilometer und in den letzten Kehren bleibt noch Zeit für ein wenig sinnieren.
Der Mont Ventoux ist eine seltsame Schönheit. Nicht wirklich außergewöhnlich, doch es umgibt ihn eine Art von Magie. Die Landschaft selbst ähnelt eher dem Mond, als das was ich in den Alpen regelmäßig sehe. Keine Vegetation. Es gibt keinen Baum, keine Sträucher, kein Gras, nur ein Geröll aus Steinen
Finales Gipfelglück
Nur noch eine Kurve, dann ist es soweit. Noch ein paar Meter, dann ist der Weg zu Ende und der Blick wird frei auf beide Türme, die aus dem Felsen heraus in den endlosen Himmel ragen. Der Moment, wenn man nach einer Bergtour den Gipfel erreicht ist immer wieder ein außergewöhnliches Erlebnis. “Gipfelglück” nennen Bergsteiger die Euphorie, die einem am höchsten Punkt überkommt. Auch wir verspüren dieses Gefühl.
Die Aussicht ist atemberaubend. 360 Grad Rundumblick, kein anderer Berg verstellt uns die Sicht. In Richtung Osten leuchten leicht verschneite Alpengipfel in der Sonne, im Süden glitzert blau das Mittelmeer, in Richtung Westen erahnen wir Avignon. Unglaublich schön! Diese Reise zum Mond ist mit Abstand einer der schönsten Anstiege, die ich jemals mit dem Rennrad erfahren konnte.