ORBIT360 – Sachsen
212 km // 3.040 hm
Vorweg sei gesagt – das war echter Gravel! Genau so stell‘ ich mir eine Gravel-Tour vor. Viele lange Stücke auf Schotter, auf denen es richtig gut rollt. Alternativ auf Asphalt, auf Radwegen, in kleinen Abschnitten. Wenig Fahrten über Wiesen, auf denen ein Gravelbike bzw. Rennrad mehr eiert, als das es Spaß macht. Und Walddurchfahrten können schön sein, wie sich hier beim Orbit Sachsen gezeigt hat. Landschaftlich absolut sehenswert, genügend Möglichkeiten sich zu versorgen, ab und an Kontakt zu Menschen, was mir persönlich wichtig ist, um sich nicht zu alleine in dieser Welt zu fühlen. Diesen Orbit würde ich wohl wieder fahren, noch ein zweites Mal, wenn es so sein sollte.
Gestartet wurde in der Dresdner Neustadt, südwestlich am Rand der Dresdner Heide. Hier geht es ca. 15 Kilometer auf gut befahrbaren Waldwegen durch das Grüne. Es rollt richtig gut. Nach der Überquerung des Golfplatzes in Ullersdorf die erste Spitze bei ca. KM 25. Der Ausblick lädt ein für ein Foto. Von hier geht es ein Stück entlang auf Feldwegen bis man in das wunderschöne Liebethal einfährt. Aber hier im Tal der Wesenitz führend, die einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat – traumhafte Felsen, alte Denkmähler, Steinbrüche und ein stillgelegtes Wasserwerk mitten im Wald. Hier steig ich wieder vom Rad ab, mache ein paar Fotos und eine kleine Frühstücks-Brotzeit, geniesse die Stille und mache mich dann weiter auf den Weg. Hier gibt es kurz eine Treppe zu überwinden und das Rad schultern. Es geht weiter am Fluss entlang bis kurz vor Dittersdorf bei KM 42. Hier beginnt der Nationalpark Sächsische Schweiz, die ich selbst bisher nicht auf dem Rad fahrend kannte. Darauf war ich sehr gespannt. Etwas Neues sehen, die Landschaft erleben – der Hauptgrund, weshalb ich Orbits fahre. Im Polenztal fahre ich dann auf leichten und verzwickten Waldwegen wieder am Fluss entlang, mit einigen Auf- und Abfahrten. Hier verfahre ich mich das erste Mal, blöderweise nehme ich die Wahl der Auffahrt. Ganz oben stehend, fällt mir mein Fehler auf. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mein Navi manchmal nicht zu ungenau arbeitet, aber wenn der Kurs tricky wird, erscheint mir der ROAM ein wenig zu ungenau, in schnellen Abfahrten zu langsam, die Abzweigen erscheinen verspätet. Und ich neige gerne dazu, dann den falschen Weg zu nehmen. Hier arbeitet die Komoot-App auf dem Smartphone um einiges genauer, wie ich finde. Diese hatte ich aktiviert, nachdem mein ROAM bei den ersten beiden Orbits zweimal den Geist aufgeben hatte und ich das GPS verloren hatte. Das Smartphone war sozusagen mein Backup. Und wenn der ROAM zu ungenau war, nahm ich an dem Tag immer wieder das Iphone zur Hand. Nicht die schlechteste Idee, wenn man in der Wertung fahren will und dem Kurs treu bleiben muss.
Ich fahre mitten durch das Elbsandsteingebirge, es folgen spektakuläre Aussichten, entlang am Wasser. Hier wechseln die Wege von leichtem Asphalt auf traumhafte Schotterwege durch den Wald. Rasante Abfahrten, die richtig Spaß machen. Dabei immer zu sehen diese tollen Sandsteinfelsen. Sehr imposant! Meiner Meinung nach ist hier das schönste Stück der Tour. Glücklicherweise auch die Tageszeit mit dem besten Wetter. Die Sonne scheint und es geht ein leichtes Lüftchen. Perfekt für einen Samstag auf dem Rad. Ich geniesse jeden Höhenmeter und jeden Kilometer. Auf dem Kurs trifft man viele Wanderer, ein paar kurze Gespräche werden geführt, ein paar Meter wird zusammen mit Touristen gefahren. Tatsächlich auch eine radelnde Familie, die ohne Stromantrieb unterwegs ist 😉 der Jüngste nimmt das Steilstück als Wheelie auf dem MTB 🙂
Bei ca. KM 120 verlasse ich das Elbsandsteingebirge und fahre in Richtung Elbe, das nächste Highlight der Tour. Bad Schandau bietet sich für einen Verpflegungsstop an, hier ist links ein REWE zu sehen. Ich habe noch alles, was ich brauche, nehme die Brücke über die Elbe und die Route führt mich am Elbufer entlang des Radweges. Hier ist natürlich mit viel Verkehr von Menschen zu rechnen. Also keine Kilometer, um Tempo zu machen. Es ist aber auch zu schön anzusehen hier, um nur den Kopf gesenkt, am Unterlenker hängend, die Umgebung zu verpassen. Nach ca. 12 Kilometern bei KM 132 verlasse ich bei Königstein wieder den Radweg in Richtung Ort hinein. Mein Höhenmeterprofil zeigt wieder eine vor mir kommende Spitze. Diese eröffnet sich ziemlich rasch im Ort in Form einer steilen Auffahrt, die nach oben laufende Straße zeigt mir den Weg – hoch in den Wald führend. Während der Auffahrt erscheint auf der rechten Seite die Festung Königstein auf dem Tafelberg, eine gewaltige und riesige Bergfestung! Ab hier geniesse ich wieder viel Ruhe, viel Schotter, lange Geraden für gutes Tempo, aber auch eine anspruchsvolle Wegeführung. Bis KM 170 werde ich jetzt wieder hauptsächlich auf Waldwegen unterwegs sein. Und trotzdem wieder hier mit einigen steilen Anstiegen, viel Auf und viel Ab. Die Route führt im Süden ein kurzes Stück entlang der tschechischen Grenze.
An der Ottomühle bei KM 150 mache ich dann eine letzte Rast, am Kiosk versorge ich mich mit lecker Thüringer Bratwurst, danach noch einen Kaffee um dann den weiteren Weg durch das Bahratal zu nehmen. Hier rolle ich auf alten Bahnwegen im Wald entlang. Ab ca. KM 160 liegen nun die größten Spitzen hinter mir, das Höhenprofil zeigt mir die kommenden Abfahrten. Entspannt und kontinuierlich fahre ich bis Pirma bei KM 185 und sehe hier bereits dem Ende der Tour entgegen. Und doch erwarten mich vor Dresden dann noch ein knackiger Anstieg hoch den alten Weinweg. Dafür belohnend mit einer beeindruckenden Aussicht, während allmählich die Sonne verschwindet. Hier mache ich dann doch noch eine kurze Pause, geniesse den Ausblick, denn auf Zeit fahr ich eh nicht. Ich will etwas sehen, dort wo ich fahre. Hier folgen noch einige anspruchsvolle und enge Trails, die nochmals gute Laune verbreiten. Es schlägt ein MTB-Herz in meiner Brust 🙂 TIPP: Versuche diesen Teil noch im Hellen zu fahren, wenn du dir unsicher bist. Meist lässt die Konzentration am Ende ein wenig nach, weil man sich schon sicher fühlt auf den letzten Kilometern. Hier bleibst du jedoch besser konzentriert und meisterst die letzten Kilometer zurück in die Dresdner Heide. Hast du ein ordentliches Licht – dann kein Problem im Dunkeln. Ab hier geht es dem Zielpunkt entgegen bei KM 211. Der Punkt, an dem du dein Navi auf Stop stellst, dich einfach nur auf den Boden setzen kannst und du weißt, ich habe fertig 🙂 Ein bisschen müde, aber auch glücklich, diesen Tag so auf dem Rad verbringen zu können. Hier bedanke ich mich für den Planer dieser Route. Hier und an diesen Tag konnte man echten Gravel erleben. Absolute Empfehlung für eine sportliche Tagestour. Perfekter Anteil von unterschiedlichen Untergründen, überwiegend auf Stein, in vielfältiger Form. Ohne große Schnitzer im Kurs. Gut geplant und vermutlich auch vorher abgefahren. Ich gebe für meine eigene Bewertung ganze 5 von 5 Punkten für den Orbit360 Sachsen.