Tubeless oder Schlauch? Was ist besser? Vor- und Nachteile.

Die Wahl zwischen schlauchlosen Reifen (Tubeless) und klassischen Schläuchen ist eine der großen Grundsatzfragen im Radsport. Während das eine System mit Innovation und Pannensicherheit punktet, überzeugt das andere durch Einfachheit und Zuverlässigkeit. Doch welche Variante ist wirklich die beste? Die Antwort hängt stark von deinem Fahrstil, deinen Ansprüchen und – nicht zu unterschätzen – den Straßenverhältnissen ab.

Ich selbst habe diese Frage oft durchdacht und kann aus eigener Erfahrung sagen: Wo du fährst, macht einen gewaltigen Unterschied. Hier auf den Philippinen, wo ich gerade noch überwintere, sind die Straßen oft in einem miserablen Zustand. Überall lauern Schlaglöcher, Glasscherben und allerlei Kleinteile, die für Schläuche – insbesondere die empfindlichen TPU-Modelle – eine echte Tortur darstellen. Kein Wunder also, dass ich mich intensiv mit Tubeless auseinandergesetzt habe. Doch lohnt sich der Umstieg wirklich für jeden? Schauen wir uns beide Systeme genauer an.

Der klassische Schlauch – Altbewährt, aber nicht fehlerfrei

Seit Jahrzehnten vertrauen Radfahrer auf den klassischen Gummischlauch, der sich im Reifen befindet. Die Technik ist simpel, robust und für viele die naheliegende Wahl. Gerade für Einsteiger oder Radfahrer, die keine Lust auf aufwendige Wartung haben, ist der Schlauch das Mittel der Wahl.

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Vorteile von Schläuchen

  • Einfache Handhabung: Ein Schlauchwechsel ist mit etwas Übung schnell erledigt, oft in weniger als 10 Minuten.
  • Günstiger in der Anschaffung: Butyl- oder TPU-Schläuche sind im Vergleich zu Tubeless-Systemen deutlich günstiger.
  • Universell einsetzbar: Passt auf fast jede Felge und benötigt keine spezielle Vorbereitung.
  • Geringer Wartungsaufwand: Kein Nachfüllen von Dichtmilch oder spezielle Pflege erforderlich.
  • Ersatzschläuche überall verfügbar: In nahezu jedem Fahrradladen oder bei jeder Tankstelle erhältlich.

Nachteile von Schläuchen

  • Pannenanfälligkeit: Glassplitter, Dornen oder Schlaglöcher können schnell zu einem Platten führen.
  • Höherer Rollwiderstand: Durch den zusätzlichen Widerstand zwischen Reifen und Schlauch.
  • Höherer Luftdruck nötig: Schläuche müssen oft mit 7–9 bar gefahren werden, was den Fahrkomfort mindert.
  • Snakebites: Quetschungen des Schlauchs zwischen Reifen und Felge führen zu doppelten Einstichen.

Tubeless – Die Zukunft des Radsports?

Auf der anderen Seite stehen Tubeless-Reifen, die sich ohne Schlauch direkt auf der Felge abdichten. Eine Dichtmilch im Inneren sorgt dafür, dass kleinere Durchstiche automatisch versiegelt werden. Klingt genial? Ist es auch – zumindest, wenn alles gut funktioniert.

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Vorteile von Tubeless:

  • Weniger Pannen: Kleine Löcher werden durch die Dichtmilch automatisch geschlossen.
  • Kein Risiko für Snakebites: Da kein Schlauch vorhanden ist, können keine Quetschungen entstehen.
  • Niedrigerer Luftdruck möglich: Oft um die 4–5 bar bei Rennrädern, noch weniger bei Gravel- und MTB-Reifen – das verbessert den Komfort erheblich.
  • Geringerer Rollwiderstand: Da die Reibung zwischen Reifen und Schlauch entfällt, rollt das Rad effizienter.
  • Bessere Traktion: Durch den niedrigeren Luftdruck hat der Reifen mehr Bodenkontakt.

Nachteile von Tubeless

  • Aufwendigere Montage: Manche Reifen sitzen sehr straff auf der Felge und erfordern einen Kompressor oder spezielle Tubeless-Pumpe.
  • Regelmäßige Wartung nötig: Die Dichtmilch muss alle paar Monate nachgefüllt werden.
  • Nicht jede Felge kompatibel: Ältere Laufräder müssen oft mit Tubeless-Felgenband nachgerüstet werden.
  • Probleme bei größeren Schnitten: Wenn ein Loch zu groß für die Dichtmilch ist, muss ein Tubeless-Plug oder ein Notfall-Schlauch verwendet werden.
  • Höhere Anschaffungskosten: Spezielle Tubeless-Reifen, Ventile und Dichtmilch sind teurer als klassische Schläuche.

Eine weitere Hürde ist, dass Tubeless-Systeme bei längeren Standzeiten oft Luft verlieren. Wer sein Rad über Wochen nicht nutzt, muss vor der nächsten Fahrt meist erst nachpumpen.

Meine Erfahrungen und eine persönliche Empfehlung

Nach vielen Kilometern auf beiden Systemen und zahllosen Schlauchwechseln bei tropischen Temperaturen kann ich sagen:

  • Wenn du auf perfekten, sauberen Straßen fährst, dann kannst du problemlos bei Schläuchen bleiben. Sie sind zuverlässig, günstig und im Notfall schnell gewechselt.
  • Wer jedoch auf rauen Straßen, Schotter oder schlechten Asphalt unterwegs ist, wird mit Tubeless wahrscheinlich glücklicher. Der Komfort ist spürbar besser, und die Pannensicherheit ist ein großer Vorteil.

Gerade auf den Straßen hier, wo jede Fahrt eine kleine Offroad-Tour sein kann, hat sich Tubeless für mich bewährt. Der Komfort ist deutlich besser, und ich habe seit der Umstellung deutlich weniger plötzliche Pannen erlebt. Trotzdem bleibt es eine persönliche Entscheidung: Wer sich nicht mit Dichtmilch, regelmäßigen Checks und einer kniffligen Erstmontage herumschlagen will, wird mit Schläuchen nach wie vor glücklich.

Exkurs: TPU-Schläuche – Hightech-Alternative oder überbewertet?

Thermoplastische Polyurethan-Schläuche (TPU) sind eine neue Alternative zu herkömmlichen Butyl-Schläuchen. Sie sind extrem leicht, kompakt und haben eine geringere Durchlässigkeit für Luft, wodurch sie den Rollwiderstand reduzieren.

tubeless
Quelle/Source [´www.pd-f.de / Kay Tkatzik´]

Vorteile von TPU-Schläuchen

  • Sehr geringes Gewicht: Rund 30–50 % leichter als Butyl-Schläuche.
  • Kompakt: Perfekt als Ersatzschlauch, da sie weniger Platz benötigen.
  • Geringerer Rollwiderstand: Verbesserte Effizienz auf langen Strecken.
  • Weniger Luftverlust: Halten länger den Druck als klassische Schläuche.

Nachteile von TPU-Schläuchen

  • Empfindlich gegenüber Schnitten: Weniger robust als Butyl-Schläuche.
  • Teurer: Deutlich teurer als herkömmliche Schläuche.
  • Nicht so einfach zu flicken: Spezielle Flicksets erforderlich.

Ob TPU-Schläuche eine sinnvolle Investition sind, hängt vom Einsatzbereich ab. Für Wettkampffahrer oder Gewichtsfetischisten können sie ein echter Vorteil sein, während Alltagsradler möglicherweise lieber auf bewährte Butyl- oder Tubeless-Systeme setzen.

Fazit – Welches System passt zu dir?

Tubeless eignet sich besonders für:

  • Rennradfahrer, die auf Komfort und niedrigen Rollwiderstand Wert legen
  • Gravel- und MTB-Fahrer, die oft auf unbefestigten Wegen unterwegs sind
  • Fahrer in Gebieten mit vielen Schlaglöchern und Glasscherben
  • Langstreckenfahrer, die seltener anhalten möchten, um einen Platten zu flicken

Schläuche sind besser für:

  • Einsteiger, die sich nicht mit Tubeless-Wartung beschäftigen wollen
  • Fahrer, die eine günstige und unkomplizierte Lösung suchen
  • Personen, die selten fahren und sich nicht um austrocknende Dichtmilch kümmern möchten
  • Alle, die ihre Laufräder nicht für Tubeless umrüsten können oder wollen

Letztendlich kommt es darauf an, was für dich zählt: Bevorzugst du eine simple, wartungsarme Lösung? Oder bist du bereit, etwas Zeit in die Wartung zu investieren, um dafür einen pannensicheren und komfortableren Fahrstil zu genießen?

Egal, für welches System du dich entscheidest – das Wichtigste ist, dass du Spaß am Fahren hast.

Foto-Credits-Titelfoto: Schwalbe / pd-f.de