Taiwan hell week – ein Bericht von Andreas

Taiwan Hell Week – Eine Woche Taiwan auf dem Rennrad.

Manche Begegnungen haben schon etwas Schicksalhaftes. 2011 im Ziel von Paris-Brest-Paris wurde ich von einem Taiwaner namens A-Yuan angesprochen, ob wir nicht ein gemeinsames Zielfoto machen könnten. Nix dagegen. Ich selbst hatte keine Kamera dabei und habe das Bild auch erst über ein Jahr später erhalten. Aber der Kontakt war hergestellt und riss auch nie wieder ganz ab. 2013 lief ich bei LEL völlig übermüdet um Mitternacht in Edinburgh in die Kontrollstation und traf zwar nicht den Meister selbst, aber seine Ehefrau, die ihn stets begleitet und nach Kräften unterstützt bzw. als Freiwillige mithilft. Die Begegnung führte zu einem heftigen, beiderseitigen Lachanfall. Erst 2015 in Paris sah ich die beiden wieder. A-Yuan inzwischen viel schneller unterwegs, dem unentwegten Rollentraining sei Dank. Anfang 2018 kündigte er sich für H-B-K (HH-Berlin-Köln-HH) an und kam auch tatsächlich nach Deutschland. Dieses Mal wurde die Bekanntschaft jedoch in einem 3-tägigen Besuch in unserem Privathaus vertieft. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich erstmals von der „Heaven Week“ in Taiwan, einer 1500 km Tour, bei der eine komplette Brevetserie (300/200/600/400) innerhalb einer Woche gefahren wird. Ich wurde fast schon bekniet, doch bitteschön mitzufahren und beim Abschied versprach ich, es mir ernsthaft zu überlegen. Einige Tage später hatte ich das Flugticket mit den Eckdaten 27.12. hin, 4.1. zurück gekauft. Dass das eine absolute Ochsentour werden würde, war von Anfang an klar, und so war es dann auch.

Anreise
A-Yuan hatte mir freundlicherweise versprochen, ein Fahrrad für mich zu organisieren, was in Taiwan angesichts meiner Körpergröße (208 cm) ein ziemlich anspruchsvolles Unterfangen werden würde. Aber er hielt Wort und mailte mir eine Woche vor dem Abflug Fotos von einem annähernd passenden Rad, nur einen Sattel möge ich doch bitte selbst mitbringen. Somit gab es keine Ausrede zum Kneifen mehr, und am 26.12. abends machte ich mich auf nach Prag. Der Flug ab Prag über Frankfurt nach Taipeh war nämlich ca. 300€ billiger als der direkte Flug ab Frankfurt und für mich ist Prag sogar einfacher zu erreichen als Frankfurt, sodass ich diese Variante wählte. Das Unglück nahm dann relativ schnell seinen Lauf, denn im Uber-Taxi in Prag fiel mir mein Smartphone aus der Tasche. Obwohl ich das im Hotel innerhalb von 2 Minuten bemerkte, war nichts mehr zu machen und das Handy trotz tatkräftiger Hilfe des Hotelportiers weg. Im heutigen Zeitalter natürlich der Super-GAU, denn u.a. die Zugfahrkarten für Taiwan, Kamera und auch die Möglichkeit zum WhatsAppen (Abholung am Bahnhof) und nicht zuletzt zum Telefonieren, all das konnte ich mir noch vor dem eigentlichen Reiseantritt abschminken. Die Stimmung war direkt auf dem Nullpunkt. Immerhin hatte ich noch einen kleinen Laptop mit, der mir den Versand von eMails ermöglichte. Ich informierte meine Gastfamilie über den Verlust und nach einiger Zeit wurde mir mitgeteilt, dass mich ein Smartphone mit SIM-Karte erwarten würde. Ich müsste also nur noch in Tainan, ca. 280 km südlich der Hauptstadt Taipeh ankommen, zu der es aus Frankfurt auch immerhin 9.500 km sind. Der Flug verlief recht kurzweilig, zwischen den zwei kleinen Damen links und rechts von mir konnte ich in der Holzklasse einigermaßen gut sitzen. Nach einer Stunde anstehen wegen Einreiseformalitäten (Reisepass reicht) und Suche nach der U-Bahn zum Schnellzug-Bahnhof startete ich mit dem landeseigenen ICE Richtung Südwestspitze von Taiwan, nach Tainan. Der größte Unterschied zum dortigen ICE dürfte sein, dass diese auf die Minute pünktlich abfahren und vor allem auch ankommen. Nach 1.22h waren die 280 km geschafft. Ich konnte beim Blick aus dem Fenster eigentlich nur eine einzige Stadt ausmachen, die die gesamten 1,5h „andauerte“. Und tatsächlich: ein Blick auf die Landkarte lässt erkennen, dass die gesamte westliche Seite von Taiwan fast komplett zugebaut ist, während der mittlere und östliche Teil mit Regenwald und nur vergleichsweise wenigen Ortschaften bedeckt ist.

In Süd-Süd-West geht los, 1x gegen den Uhrzeigersinnrund um die Insel. Man erkennt, dass Städte und Natur ziemlich sauber getrennt sind. Die Piktogramme sind Kontrollstationen. Lila 300er, blau 200, magenta 600, braun 400.

Der deutsche ICE hat aber auch einen Pluspunkt, denn das WLAN ist deutlich einfacher zu starten, dies gelang mir in Taiwan zwar in der Metro, nicht aber im Schnellzug. So kam ich am vorläufigen Ziel an und keiner wusste über meine Ankunft Bescheid. Am Bahnhof bat ich den nächstbesten Taiwaner, meinen Kumpel anzurufen und dieser war tatsächlich schon in Bahnhofsnähe. 15 Minuten später saß ich im Auto, in dessen Kofferraum bereits mein Rennrad lag, mit dem wir zur Anpassung zu seinem Stamm-Radladen fuhren. Auffallend: auf dem gesamten Weg nur Straße und Läden, nur ganz selten ein Gehweg dazwischen. Fußgänger Fehlanzeige, Radfahrer auch. Es sind nur Motorroller und Autos unterwegs. Beim Radgeschäft erwartete uns sein Kumpel, montierte den Sattel und zog jede einzelne Schraube mit dem Drehmomentschlüssel nach. Auf die Kosten angesprochen antwortete er mit einem „Welcome to Taiwan“. Danach fuhren wir weiter zum Haus der Familie, ein Mehrgenerationenhaus mit ca. 8 Bewohnern auf 4 Etagen, unten mit einer großen Garage für 4
Roller und ein Auto. Das Mittagessen stand schon auf dem Tisch. Ich bekam bereits hier eine Ahnung davon, dass Gastfreundschaft in Taiwan ganz groß geschrieben wird. Nach Übergabe der Gastgeschenke (u.a. vier bayerische Knödel, die A-Yuan in Deutschland so gemundet hatten, Sekt, diverse Dosen Bier und einige XXL-Tafeln Toblerone) legte ich mich erst einmal für eine Stunde hin. Es war jetzt 14 Uhr Ortszeit, um 18 Uhr sollte der Start 120 km südlich von Tainan erfolgen. Nicht viel Zeit zum Akklimatisieren also. Eigentlich gar keine. Um 15 Uhr noch ein kurzer Friseurbesuch (3€) inkl. Schrecksekunde, denn vom Sozius des Rollers fiel mir das rechte Brillenglas auf die Straße. Beim dortigen Verkehr ein Wunder, dass das Glas nur ein paar Kratzer abbekam. Und dann musste mein Gastgeber unerwartet zur Arbeit, irgendwelche Probleme mit dem Jahresabschluss.

Auf zur ersten Etappe, dem 300er
Ich erfuhr, dass wir mit zwei Autos zum Start anreisen werden. Ich stieg also in das Auto eines anderen Randonneurskollegen, der mich und Frau Yuan zum Start kutschierte. Um 17.50 Uhr waren wir am Startort, von meinem Gastgeber erstmal keine Spur. Im Hintergrund hörte ich schon wie sich die Gruppe langsam zum Start bereit machte. “Es wäre doch sehr nett, wenn man in dieser Gruppe mitfahren könnte”, dachte ich mir. Aber daraus wurde nichts. Bis die Anmeldung und die obligatorischen Fotos erledigt waren, zeigte die Uhr schon 18.35 Uhr.

Der Start zur Höllenwoche. Ich bin 100m weiter rechts, baue gerade mein Rad zusammen und starte 30 Minuten später…

 

Der Taiwanische Schwarzbär ist eine Art Maskottchen und oft zu sehen. Flaggen, Banner, Pokale und Medaillen aller Art haben einen viel höheren Stellenwert als in D. Hier wird man an Start und Ziel immer mit den passenden Schildern losgeschickt bzw. empfangen.

Aber alles kein Problem, für 300 km hat man 20 h Zeit und bei einem 300er war ich noch nie in Zeitnot gekommen. A-Yuan raste los wie ein Bekloppter und mein Puls war schon nach wenigen Kilometern am Anschlag. Ich vergaß bisher zu erwähnen, dass ich im gesamten Jahr 2018 nur 800 km geradelt war, davon an Brevets ein 200er in München und ein 300er in Boekelo. Dazu noch runde 300 km Stadtverkehr. Viel mehr war nicht und das merkte ich bereits auf den ersten Kilometern. Ich machte ihn also darauf aufmerksam, dass ich bei Beibehaltung dieses Tempos vermutlich nicht nur dieses Brevet, sondern die gesamte Serie knicken kann. Es half nicht viel. A-Yuan fuhr stets 200 m vor mir her und wartete zigmal auf mich. Windschatten? Fehlanzeige! Und nun zum Wetter: als mir diese Tour in Deutschland empfohlen worden war hieß es: „Schönes Wetter, nur evtl. im Norden etwas Regen“. Es kam direkt nach einer Stunde schon anders, auch wenn es zunächst trocken blieb. Ab km 30 wehte ein derart heftiger Wind, dass an ein Weiterkommen in der Ebene nur auf dem kleinen Blatt zu denken war. Wie schön wäre jetzt eine Gruppe gewesen…aber wir waren allein. Der Wind war derart stark und böig, dass ich (100 kg + Rad + Gepäck) mehrfach vom Rad absteigen und schieben musste. Ich hatte Angst, von einer der Brücken mit ihren niedrigen Brüstungen in die Tiefe geweht zu werden. Es war überhaupt nicht daran zu denken, Zeit aufzuholen. Unser Schnitt lag bei ca. 18 km/h und mit dem Aufenthalt in den Kontrollstationen lagen wir ziemlich genau bei 15 km/h.

Ein zentraler Bestandteil des taiwanischen Lebens ist – der 7-11 Shop! Ich kannte diese sog. Convenience Stores zwar schon aus den USA, aber ich hatte keine Ahnung wie wichtig diese für die Durchführung eines Brevets sind und welchen Stellenwert sie in Taiwan haben. Sie nehmen – rund um die Uhr – in etwa die Funktion der deutschen Tanke nach 20 Uhr ein. Nur Benzin gibt’s nicht, aber ansonsten so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Vom Hotdog über hartgekochte Eier, Mikrowellenfraß (inkl. Aufwärmservice) und über hundert verschiedene Getränke, alle Arten von Chips und Schokolade. Über 5.000 dieser Läden sind über ganz Taiwan verteilt. Sie sind 24h geöffnet und mit ihrem Angebot an „leckeren“ Speisen ideal als Brevet- Kontrollstelle geeignet. Was ich anfangs noch nicht wusste: es reicht nicht, die Karte dort abstempeln zu lassen, vielmehr wurde noch ein Kassenbon zur Bestätigung der Durchgangszeit benötigt. Hierauf legte der Veranstalter gesteigerten Wert. Das führt natürlich zu Kaufzwang, auch wenn man absolut keinen Bock auf die immer gleichen Getränke und Essenssachen hat, das Wort Speisen möchte ich für diese Kette ungern benützen. Das hat mich mit zunehmender Veranstaltungsdauer immer mehr geärgert, denn obwohl gute Restaurants überall vorhanden waren, wurde man in diese Läden, in denen alle Produkte 3fach in Plastik eingepackt sind, gelotst.

Wir holten uns dort also den ersten Stempel ab und setzten die Fahrt fort. Der Gegenwind blies uns mit 60 km/h direkt ins Gesicht, und nicht nur dorthin. Bei meiner Körpergröße ein besonderer Nachteil, Aufholen weiterhin illusorisch. Als es gerade einmal richtig gut lief – PENG – Hinterradreifen platt. 10 Minuten und der gute Rhythmus im Eimer. Inzwischen gesellte sich zum Wind noch ein dauerhafter Starkregen und das im Süden der Insel. Die Wetterberichte in Taiwan glichen einem Lotteriespiel, selbst Prognosen für die nächsten Stunden erwiesen sich schon bald als Makulatur. 20h hätte bedeutet, gegen 14 Uhr im Ziel sein zu müssen. Als ich am Morgen erkannte, dass A-Yuan mit mir als Bremsklotz das nie schaffen würde, forderte ich ihn auf, mich alleine zu lassen und zu versuchen, die Tour innerhalb der Zeit abzuschließen. Mir empfahl am Morgen ein Helfer in einem der urgemütlichen 7/11 den Abbruch der Tour, aber das wollte ich nicht, auch wenn es quasi unmöglich war, im Zeitlimit zu finishen. Ich fuhr also alleine durch Wind und Regen weiter, aber schon bald wurde der Regen derart stark, dass an Weiterfahren nicht zu denken war. Pause unter dem Dach einer Bushaltestelle. Ich wartete ca. 30 min, verpflegte mich und setzte die Fahrt durch ein absolutes landschaftliches Highlight fort, nämlich einen Nationalpark, bei dem die Affen bis auf 5m neben der Straße durch die Bäume turnten. Das wollte ich mir etwas genauer ansehen, was den Aufholambitionen einen weiteren Dämpfer versetzte. Aber wann fährt man schon mitten durch den Regenwald (ich weiß jetzt auch, wieso der so heißt) und kann Wildtiere ohne Zaun direkt vom Fahrrad aus bestaunen? Da der Nationalpark auch äußerst bergig war (erwähnte ich schon meine 53/39-27 Übersetzung?), war das Weiterkommen eine mehr als zähe Angelegenheit. Aber irgendwann hörte der Regen auf und auch der Wind blies im Landesinneren nicht mehr ganz so kräftig. Nach einigen kleineren Verfahrern war ich schließlich gegen 18 Uhr im Ziel…und dort war: niemand?!

Der Hotelportier sprach genauso gut Englisch wie die große Mehrheit der teilnehmenden Randonneure. Wortschatz zwischen 5 und 10 Vokabeln. Ich bekam deshalb eine kurze Live- Vorführung über die Leistungsfähigkeit aktueller Android-Dolmetschsysteme. Der Portier sprach sein Kauderwelsch ins Handy und mir wurde tatsächlich verständlicher englischer Text anzeigt. Top! So konnten wir nach etwas hin und her die Organisatoren erreichen, und ich wurde zu einem anderen Hotel abgeholt, wo schon die gesamte Truppe beim Abendessen saß. Genauer gesagt, fast schon fertig gegessen hatte. Trotz meiner späten Ankunft wurde ich geradezu euphorisch mit Beifall begrüßt und bekam direkt einen Ehrenplatz an Tisch #1 mit den VIPs der Orga. Zwar konnte man für mich nur noch einige Reste zusammen kratzen, aber das Essen war schmackhaft und reichhaltig, und auch das lokale Bier schmeckte ausgezeichnet. Dem Cheforganisator kann man sicher so einiges vorwerfen, aber beim Bierkonsum gab er sich keine Blöße. Das Perfide an den dortigen Trinkgewohnheiten sind die 0,1 Liter Gläser, bei denen man schon nach kurzer Zeit den Überblick über die konsumierte Menge verliert. Anders als in Deutschland, wo man nach 3 oder 4 Halben langsam Schluss macht, muss man sich hier völlig auf das Körpergefühl verlassen. Dass das nicht bei jedem hinhaut, wurde mir klar, als ich mich nach meinem Kumpel A-Yuan erkundigte. Schmunzelnd erzählte man mir, dass dieser nicht zum Abendessen erschienen sei, sondern nach der Ankunft erst einige Bierchen gezischt hatte, um dann völlig betrunken in unserem Zimmer einzuschlummern. Nach einer geselligen Stunde zog ich mich aufs Zimmer zurück, wo A-Yuan mit dem Kopf nach unten auf meinem Bett lag. Zustand: komatös. Umfassende Wischspuren im gesamten Zimmer deuteten darauf hin, dass er nicht alle Biere bei sich behalten hatte. Er zog grummelnd ins eigene Bett um und schlief bis 5 Uhr am nächsten Morgen weiter, denn der Start für den 200er war auf 6 Uhr anberaumt.

Brevet Nr. 2 – 200 km
Nach einem komplett in Plastik und Papier verpackten Frühstück ging’s bei trockenem Wetter auf die nächste Etappe. Dieses Mal hatte ich das Glück, mich einer kleinen Gruppe anschließen zu können, die nicht ganz so fest auf die Tube drückte. Ich machte es mir also im Windschatten gemütlich und folgte der Meute. Bis es nach ca. 50 km mal wieder PENG machte und der nächste Defekt – natürlich auch dieses Mal am Hinterrad – anstand. Die Jungs waren wieder sehr hilfsbereit und übernahmen fast die gesamte Arbeit. Ich würgte ca. 6 bar in die Reifen und wir fuhren auf welligem Terrain weiter, bis uns wenige Kilometer später der Organisator mit einer außerplanmäßigen Verpflegungsstelle verwöhnte. Pumpe auch vorhanden und Druck auf 7 bar erhöht. Ferner gab es die obligatorischen einheimischen Bananen, die ca. die halbe Größe der südamerikanischen Spezies aufweist, aber dieser geschmacklich in nichts nachsteht. Wie so oft musste ich mich mit jedem zweiten Fahrer fotografisch verewigen lassen.

Jederzeit beim Blödeln dabei: die Randonneure aus Taiwan.

Meiner Gruppe dauerte das wohl zu lange, die waren plötzlich weg. Aber egal, es waren andere Fahrer um mich rum, Wetter schön, über den einen oder anderen 7-11 Shop hangelten wir uns zu einem chinesischen Schnellimbiss zum Mittagessen durch.

Schnellimbiss Marke Taiwan

Für 3€ erhielt man dort ein mehr als reichhaltiges Essen aus Suppe, Reis und Hühnchen und Eistee. Nun folgte einer der landschaftlich schönsten Abschnitte der gesamten Brevetserie. Erst längere Zeit bergauf durch den Regenwald, dann auf meinem Lieblingsterrain mit hügeligen Profil und mindestens 15x ca. 20 HM. Leider waren solche einsamen Streckenabschnitte nur sehr selten in die Tour eingebaut. Mein Kumpel verabschiedete sich in der nächsten Stadt zu einem kurzen Einkauf und schickte mich mit zwei anderen Kollegen weiter, von denen sich einer recht schnell zurückfallen ließ. Bei km 190 hörte ich plötzlich einen dumpfen Knall hinter mir. Ich drehte mich um und sah einen großen Reisebus, nicht aber meinen Mitfahrer.

Bus gegen Rennrad geht selten so glimpflich ab wie hier.

Mir schwante absolut nichts Gutes. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und bereitete mich geistig darauf vor, einen Schwerverletzten auf der Straße liegen zu sehen. Ich radelte die 50 m zurück, umkurvte den Bus und zum Glück STAND dort der Randonneur mit nur leichten Kratzern an den Armen. Seinem Rennrad war es nicht so gut ergangen, der Karbonrahmen war in der Mitte durchgebrochen.

Zehn Tonnen Stahl stabiler als 10 kg Carbon

Der Busfahrer, irgendwo zwischen 70 und scheintot, wies sämtliche Schuld von sich, ebenso der Radfahrer. Er rief die Polizei und schickte mich weiter, er würde schon klarkommen. So fuhr ich mit dem zurückgefallenen Fahrer weiter bis zur Fotokontrolle bei km 195 und weiter ins Ziel, wo wir kurz vor Dunkelheit um 17.30 Uhr eintrafen. Zweite Tour also problemlos in der Zeit geschafft. Die Organisatoren hatten wieder für ein Bierchen und einen Happen zu essen im Ziel gesorgt, besser geht das einfach nicht. Ich bezog das Zimmer, dieses Mal zwei riesige Doppelbetten für insgesamt vier Leute. Groß und sauber, für das Startgeld von 190€ inkl. drei Hotelübernachtungen absoluter Luxus. Für 19.00 Uhr war das Abendessen anberaumt, wie vom Vorabend bekannt an riesigen runden Tischen mit einem fast so großen Drehteller in der Mitte, sodass die vielen Speisen gerade noch mit Ach und Krach am eigenen Teller vorbeigedreht werden konnten. Es wurden diverse Arten von Fleisch, Fisch, Reis, Suppe und Gemüse serviert, dazu der obligatorische Reis. Bier wie inzwischen gewohnt im 0,1 Liter Glas, ständig frisch befüllt und der Überblick ging wieder bei so manchem Fahrer verloren. Pro Tisch gab es ferner einen Liter Toskana-Wein, dessen Genuss die Chinesen zu immer lauteren Tischgesprächen anregte. Ich kann mich, mit Ausnahme des Oktoberfests, an keine derart lauten Tischgespräche erinnern. Der Organisator, ein echter Entertainer mit Clowntalent, war mit Megaphon bestens vorbereitet und krakeelte die brüllenden Teilnehmer mit seiner Tröte locker nieder. Keiner wurde leiser, alle wurden lauter und noch lauter. Nachdem die Speisen verzehrt und das Bier ausgetrunken war, wurde ein neuer Tisch für die etwas trinkfesteren Fahrer aufgemacht und einige weitere Flaschen Bier und Wein aufgetan, die unter lautem Gejohle wild durcheinander ausgetrunken wurden.

Das Taiwaner Bier mundete genauso gut wie der Rotwein aus der Toskana. Stimmung: ausgezeichnet!

Meinem persönlichen Gastgeber A-Yuan (rechts neben mir, dort schon kurz vor knapp) bekam dies wie am Vorabend überhaupt nicht. Er zog sich aufs Zimmer zurück und erledigte seine übliche Routine. Gegen 23 Uhr lagen wir schließlich alle im Bett. Wecken am nächsten Morgen um 5 Uhr. Es stand der 600er an, und zwar mit einer absolut verheerenden Wetterprognose: Dauerregen im Bereich 100l/m² und starker (Gegen)Wind. Irgendwann in der Nacht wachte ich auf und stellte fest, dass A-Yuan entweder komplett die Orientierung verloren hatte oder aber seine Freundschaft zu mir weiter vertiefen wollte. Die neue Bettaufteilung war somit drei Personen im linken Bett (ich in der Mitte) und eine im rechten Bett. Diese Episode sorgte den gesamten folgenden Tag für allgemeine Erheiterung im Fahrerfeld.

Der 600er – flach an der Küste entlang …
Für 5 Uhr war ein Frühstück im Speisesaal des Hotels angekündigt. Ich rechnete wie beim 200er mit einer Art Lunchpaket, wurde aber mit einem 10 m langen warmem Büfett angenehm überrascht. Man muss natürlich KFC-ähnliche Hähnchenteile mit Pommes zum Frühstück vertragen, was bei mir zum Glück der Fall war. Reis und diverse Suppen fanden bei den anderen Fahrern noch mehr Anklang. Das Klischee vom ewig Reis essenden Chinesen wurde auf das Trefflichste bestätigt. Ich hatte mir die Strecke im Vorfeld nur flüchtig angesehen und war beruhigt, dass es fast ausnahmslos direkt an der Küste entlang ging. Küstenstraße = flach, eine vergleichsweise einfache Etappe also. Was für eine verheerende Fehleinschätzung! Alleine auf den ersten 100 km galt es, etwa
1800 Höhenmeter zu bewältigen. Gleich mehrmals ging es von Null auf 200, 300 oder gar 500 m hoch, dazwischen immer wieder schön auf Meereshöhe. Eine knüppelharte Strecke, die der angekündigte und schon bald tatsächlich eintretende Starkregen nicht gerade einfacher machte. Erstmals hadere ich richtig mit meiner Übersetzung von 39/27, kann aber vorläufig noch alles hochfahren.

Blick zurück auf die Küstenstraße

In einer der Abfahrten erwischt eine Mischung aus Regen und Wind mein rechtes Auge, das sogleich stark zu schmerzen beginnt. Ich blinzele fortan ständig mit dem linken Auge und hoffe, dass sich das rechte Auge erholt. Aber nix da, es wird immer schlimmer. Mit einem sympathischen Fahrer aus Hongkong fahre ich durch die inzwischen zwar flache, aber völlig unter Wasser stehende Strecke. Wir fahren ein ähnliches Tempo und kommen so einigermaßen voran. An die 7-11 an der Strecke erinnere ich mich schon gar nicht mehr, aber sie müssen da gewesen sein, denn sie sind immer da. An was ich mich jedoch erinnere sind die zahlreichen Ampeln im Abstand von wenigen Hundert Metern, die so geschaltet sind, dass man garantiert immer anhalten muss. Die Strecke wäre, mit Ausnahme der Ampelabschnitte, landschaftlich absolut herausragend. „Wäre“ deshalb, weil man bei diesem Wetter auch die schönsten Panoramen absolut nicht genießen kann. Man muss Kilometer machen, aber was passiert? Genau, der nächste Reifenplatzer. Und weil’s so schön ist, knallt es
dieses Mal gleich doppelt so laut, am Hinterreifen natürlich. Was war passiert? Der Mantel ist an mehreren Stellen gleich mitgeplatzt. Reservemantel bei uns beiden: Fehlanzeige. Pumpe ebenso.

Eine von zwei geplatzten Stellen des Mantels. Nervenaufreibend!

Nach 10 Minuten im übelsten vorstellbaren Pisswetter kommen einige andere Randonneure vorbei und einer besteht darauf, mir seinen Ersatzmantel zu überlassen. Ein anderer Mitfahrer hilft mir beim Aufziehen von Schlauch und Mantel und wir pumpen den Reifen mit vereinten Kräften mit einer miserablen Pumpe auf ca. 5 bar auf. Mir ist inzwischen die Lust komplett vergangen, ich denke nur noch ans Aufhören, fahre aber zunächst trotzdem weiter, alleine. Irgendwo an der Küstenstraße steht plötzlich ein gemütliches Café mit ansprechender Einrichtung sowie Kaffee und Kuchen. Dort gönne ich meinem angeschlagenen Auge eine 3/4h Pause bei Cafe Latte und Cheesecake zu Wucherpreisen, aber egal. Mit Genuss am Radfahren hat die Fahrt schon lange nichts mehr zu tun, das Durchhangeln von einer Kontrollstelle zur nächsten ist jetzt angesagt. Bei jedem Laden, vor dem ein Fahrrad steht, mache ich auch Pause und sehe in resignierte Gesichter. Der Regen soll noch stärker werden (was sich im Nachhinein tatsächlich bewahrheitet). Vom gegenseitigen Bemitleiden kommt man allerdings keinen Meter weiter und deshalb schwinge ich mich wieder alleine aufs Rad. Fieser Sprühregen im Mix mit Starkregen, Wind von vorn, Gischt vom Meer, Wasserbreitseiten von Autos, die durch knöcheltiefe Pfützen fahren…es ist eigentlich alles dabei. Das einzig Positive: es ist nicht kalt, immerhin um die 15°C. In Keelung, einer Millionenstadt mit vermutlich 10.000 Restaurants und Geschäften, muss ich mich zur Kontrollstelle durchfragen. Eigentlich müsste der verhasste 7-11, den ich jetzt aber sehnsüchtig erwarte, direkt neben der Strecke liegen. Erst im vierten Laden dieses Namens finde ich meine Mitfahrer. Ich bin basserstaunt, dass die noch nicht weiter sind, schließlich hatte ich doch einige außerplanmäßige Unbilden zu bewältigen. Ein Mikrowellengericht, aufgewärmt im ladeneigenen Ofen, ein Liter Milch und ein Kaffee wecken meine Lebensgeister einigermaßen. Ich fahre mit einer Handvoll Randonneuren aus Hongkong weiter, darunter eine eisenharte Lady, die von allen Mitfahrern am besten Englisch kann. Mit ihr fahre ich die ganze Nacht durch und 80 km später hört der Regen tatsächlich auf. Dazwischen steht mal wieder ein Stempelbesuch beim 7-11 an und
dort werde ich von einer Freundin von A-Yuan bereits erwartet. Sie schlägt vor, dass ich per Auto ins 40 km entfernte Haus von A-Yuans Mutter mitfahre, zum Essen und Schlafen. Blöde Situation, entweder enttäusche ich die Familie oder ich schaffe die Tour nicht. Da der 300er bereits außerhalb der Zeit lag, entscheide ich mich gegen Essen, Schlaf und 80 km im Auto, und habe ein mulmiges Gefühl im Lande des unerwünschten Gesichtsverlusts. Im 7-11 mache ich noch eine für mich faszinierende Entdeckung: das Klopapier hängt hier nicht etwa in der Kabine, sondern draußen vor der Tür. Meine Frage, wie man denn schon vor der Sitzung die benötigte Papiermenge wissen kann, wird mit einem Achselzucken und „grob schätzen“ beantwortet. Meine halbernst gemeinte Frage nach unvorhergesehenen Vorfällen wird mit erstaunten Blicken quittiert. Es ist wohl besser, das Thema auf sich beruhen zu lassen. Mich treibt diese zentrale Frage dennoch um.

Hier nimmt man die Blätter von draußen mit rein. Wie viele? Das beschäftigte mich nachts um 2 schon sehr.

Inzwischen sind wir auf der Westseite der Insel angekommen und die ist, wie schon erwähnt, komplett von Nord bis Süd besiedelt. Wir fahren jetzt fast ausschließlich auf 4-spurigen Schnellstraßen, die zum Glück in der Nacht fast unbefahren sind. Es ist zwar trocken, aber selbst bei einer Nachtfahrt ist das nicht das von mir bevorzugte Terrain. Tempo 25-30 ist jedoch möglich und das ist nach der Gurkerei im Regen schon sehr tröstlich. Vereinzelt sehen wir jetzt Feuerwerke…ach ja, Prosit Neujahr! Zum ersten Mal im Leben verbringe ich den Jahreswechsel im Sattel. Es ist 2019, oder nach taiwanischer Zeitrechnung 108, denn es ist das 108. Jahr seit Gründung der Republik China. Ich unterhalte mich mit meiner Mitfahrerin über Hongkong und das Leben dort, über Brevetfahren in Südostasien, über andere Hobbys und ihre Arbeit für eine schwedische Firma.

Die Fahrer aus Hongkong. Sie kommen zum Radfahren nach Taiwan wie die Deutschen nach Mallorca.

Ruckzuck ist die Nacht vorbei und wir erreichen um kurz vor 6 Uhr die nächste Kontrollstelle. Dieses Mal kein 7-11 sondern ein „FamilyMart“ mit identischem Warenangebot. Der Organisator ist auch vor Ort, hat Liegestühle aufgebaut und reicht Suppe und Obst. Einige Radler nutzen die Stühle für eine kurze Schlafpause, wir aber fahren direkt weiter. An der Westküste scheint jetzt die Sonne, aber das nächste Ärgernis folgt auf dem Fuße. Rote Ampeln so weit das Auge reicht! Anfangs zähle ich noch nicht mit, aber schon bald schätze ich die letzten 5 km auf 10 (rote) Ampeln und zähle mit. Ruckzuck sind wir bei der 20. Ampel, und wirklich jede einzelne davon ist rot! Teilweise wird, vermutlich zur Provokation, die Wartezeit bis zur nächsten Grünphase neben dem Rotlicht angezeigt. Nicht selten stehen dort Zahlen jenseits der 60, gar bis zu 90 Sekunden. Eine Ampel springt sogar von 1 auf 60 Sekunden zurück. Müde Radler sind schnell genervt und ich bin irrsinnig genervt! Wie soll man so einen Rhythmus finden? Ich erkundige mich bei meiner Mitfahrerin, ob sie das normal findet. Mit jedem Stopp kommt sie meiner Meinung ein Stückchen näher. Irgendwann reicht es ihr auch. Sie wird jetzt aber auch von ihrer Müdigkeit übermannt (darf man das heute noch sagen, ohne als Sexist/Chauvi oder sonstwas zu gelten) und bei einem Supermarkt halten wir an. Ich ziehe die Schuhe aus und amüsiere mich über zwei Hunde, die vor dem Laden herumtollen. Nach einem halben Liter Milch und einem Hotdog gehe ich vor das Geschäft und sehe gerade noch wie der kleinere der beiden Hunde in meinen rechten Radschuh pinkelt. Die standen dort eigentlich zum Trocknen. Ich schlüpfe trotzdem in die Schuhe, verabschiede mich von der Mitfahrerin und mache mich auf Richtung Süden. Schon bald ereilt auch mich die Müdigkeit. Manchmal kann man das aussitzen und kann recht schnell wieder im normalen Tempo weiterfahren. Oder es geht einfach nicht und man muss sich hinlegen. Ich habe Glück und werde von einer Vierergruppe überholt und schaffe es, mich hinten reinzuhängen. Dieses Mal glückt das Aussitzen. Ich kann zwar keine Führungsarbeit leisten, aber der kompakte Typ vorne drückt ordentlich auf die Tube und fährt mit Tempo 40 Richtung Kontrollstation. Der aufmerksame Leser ahnt, dass das ein 7-11 sein könnte, und so ist es auch. Ich treffe dort Fahrer, die ich nie im Leben dort vermutet hätte, sondern deutlich weiter vorne. Das zeigt mir, dass es evtl. doch machbar ist, die Tour zu schaffen. Ich esse den üblichen Mikrowellenfraß und erfahre: wer um 19.30 Uhr im Hotel ist, bekommt vom Organisator ein Abendessen gesponsert. Das möchte ich nach den ganzen fürchterlichen Zwischenmahlzeiten unbedingt bekommen und fahre sofort mit drei anderen Fahrern hochmotiviert los. Keinem davon kann ich auch nur im Ansatz folgen, vielmehr trifft mich die Müdigkeit erneut und endgültig. Ich muss mich für 30 min hinlegen, was aber nur bedingt hilft. Leider, oder besser gesagt „zum Glück“ hatte ich mir im Vorfeld nicht das Streckenprofil angesehen, denn jetzt, ab km 500, geht es nochmals richtig zur Sache: weitere 1800 Höhenmeter sind vor dem Ziel zu bewältigen. Der erste Anstieg aus einer Stadt heraus ins Grüne ist derart steil, dass ich drei Schiebestrecken à 200-300 m eingelegen muss. Zwei andere Mitfahrer, die mir vom Vortag als starke Radler in Erinnerung waren, schwächeln ebenfalls gewaltig und sind erstmal weg. Der Anstieg wird flacher und ich kann tatsächlich das Radeln wieder genießen, stärke mich in einer Dorfkneipe mit einer Cola. Was die Menschen dort wohl arbeiten, wie sie leben? Sie sind jedenfalls entsetzt, als ich ihnen das Etappenziel mitteile und warnen vor üblen Anstiegen. Hätte ich bloß nicht das Gespräch gesucht. Erstmal geht es jedoch in wunderschönen Abfahrten durch Wald und Felder ins Tal. Sehr schön, aber nicht lange, denn jetzt kommt ein äußerst welliger ca. 20 km Schlenker mit mindestens 400 Höhenmetern. Einfach nur, um die 600 km voll zu machen. Eine stark befahrene Straße, hin und zurück, ohne landschaftliche Highlights. Was soll das bitte bei km 530? Immer wieder sehe ich eine kleine Ortschaft und hoffe, dass dort der elendige 7-11 mit Kontrollstation ist. Aber nichts da. Nochmal weiter, 2-3x wiederholt sich das und ich bin müde und stinksauer, dass man eine derart befahrene Straße für diese schikanöse Streckenführung gewählt hat. Das Abendessen, auf das ich mich gefreut hatte (19.30 Uhr), ist praktisch außer Reichweite. Ich verfluche den Gedanken an eine weitere Mikromahlzeit und beschwere mich bei einem Helfer der Orga. Das kommt nicht gut an. Ich vergaß, dass man sowas hier besser für sich behält. Ich frage ihn dennoch, wie er es finden würde, eine Woche Urlaub in Deutschland zu machen und nur bei McDonalds zu essen. Das scheint auch ihn zu überzeugen. Ich fahre desillusioniert wieder denselben Stich zurück, immerhin kommen mir die Höhenmeter auf dem Rückweg nicht ganz so schlimm vor. Nach wenigen Kilometern sehe ich die Mitfahrerin aus Hongkong und weitere Mitradler. Manche hätte ich viel weiter vorne erwartet, andere weiter hinten. Von hinten fahren zwei bekannte Gesichter auf und berichten, dass jetzt nur noch ein größerer Berg ansteht. Dieser hat allerdings 450 HM auf recht wenigen Kilometern, aber die Gesellschaft tut mir gut und ich kämpfe mich – inzwischen im Dunkeln – den Berg hinauf. Dann eine positive Überraschung: es geht ins Ziel nicht nur bergauf, sondern auch ein gutes Stück bergab. Mindestens 10 km stürzen wir uns ins Tal und plötzlich ist das Abendessen gar nicht mehr so utopisch. Nach einigen Hügeln und Wellen erreichen wir schließlich um 19.55 Uhr das Hotel. Geschafft. Oder doch nicht? Mir fällt gerade auf, dass ich den Stempel in einem 7-11 vergessen habe. Außerdem lebenswichtige Quittungen, die die Durchfahrtszeiten belegen sollen. Obwohl mich mindestens 30 Leute, davon 3-4 von der Orga, beim pünktlichen Durchfahren der Kontrolle gesehen haben, kriege ich zwei Stunden Strafe aufgebrummt, bleibe aber gerade so in der Zeit. „Nicht mal in Deutschland ist man so pingelig“ denke ich mir. Beim Betreten des Speisesaals könnte ich mich in Grund und Boden schämen, denn offenbar jeder hat von der Episode mit dem evtl. verpassten Abendessen gehört. Es war direkt ein Extratisch für die „knappen“ Nachzügler gebucht worden, und so kommen wir auch zu unserem Essen, das jedoch qualitativ nicht so recht zu überzeugen weiß. Das Bier fließt wieder reichlich, allerdings nicht in Strömen und so verziehen wir uns recht bald aufs Zimmer. Da dieses Hotel über ein Wellnessbad mit heißer Quelle verfügt, lege ich mich dort (als einziger Fahrer) noch 20 Min. gemütlich abwechselnd ins warme, kalte und wieder warme Wasser. Sehr entspannend, aber um 22 Uhr wird zugesperrt. Wir besprechen uns noch ein bisschen für den nächsten Tag, bereiten die Klamotten vor und um 23 Uhr liegen alle in ihren Betten. Dieses Mal gab’s im Bett auch keine nächtlichen Überraschungsgäste. Es bleiben 6 Stunden Ruhe als Vorbereitung auf den 400er, der pünktlich um 6 Uhr morgens gestartet werden wird.

400er – der längste Anstieg meines Lebens
Lange Anstiege kenne ich aus den Alpen. Timmelsjoch, Jaufenpass, Kühtai oder Gampenpass. Stilfser Joch und Gaviapass. All das ist bekannt. Aber der Berg, der heute zu bewältigen war, würde alle diese Pässe in den Schatten stellen: 47 km am Stück bergauf. Start bei 585 m, Gipfel bei 3270 m. Macht gesamt fast 2700 Höhenmeter am Stück. Ein ziemlicher Klopper also und das im Januar ohne jegliches Radtraining auf einem fremden Rad mit 39/27. Es war eigentlich klar, dass das nicht ohne erhebliche Probleme laufen würde. Und laufen ist auch das Stichwort, dazu später mehr. Am Vorabend hatte es geheißen, dass wir den Regen jetzt „endgültig“ hinter uns gelassen hatten. Beim Frühstück dann die Kehrtwende: Regen schon kurz nach dem Start. Auf dem Berg werden Temperaturen um 2°C erwartet. Na super, nimmt das denn kein Ende mit dem Sauwetter?! Die Taiwaner und Fahrer aus Hongkong haben einen absoluten Horror vor niedrigen Temperaturen, was im dortigen Umfeld alles unter ca. 12°C ist. Mir macht das nicht so viel aus, ich habe viel mehr Respekt vor den Höhenmetern. Um 6.15 Uhr, bei gerade einsetzendem Sonnenaufgang, wenn auch ohne Sonne, mache ich mich im Nieselregen ab auf den langen Weg nach oben. Die ersten 1000 Höhenmeter gehen noch so la la. Mein persönliches Highlight des Vormittags ist die taiwanische Müllabfuhr, die mit dem ewig selben Singsang Ihr Kommen ankündigt und jeder kann ggf. noch schnell raus und den Müll hinstellen. Super Idee. Die musikalische Untermalung ein absoluter Ohrwurm, der mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf gehen wird. Sehr cool auch, dass die Müllabfuhr hier zwar nicht orange trägt, sondern wg. des Regens in umgestülpte Müllsäcke gekleidet ist. Mülltrennung gab’s auch, zumindest lagen Kunststoffe, Pappe und Restmüll getrennt vor den Häusern.
Ich kehre unterwegs 1x im 7-11 und 1x bei einem Kiosk auf eine Cola ein. Die Leute sind recht unfreundlich, erst als sie sehen, dass ich zu einer chinesischen Abordnung gehöre, bekomme ich auch mal ein Lächeln. Mir selbst ist jedoch gar nicht nach Lächeln zumute, ab ca. km 35 wird es knüppelhart und neblig. Die schöne Aussicht, die es vom Berg in alle Richtungen geben soll, werde ich nie zu Gesicht kriegen. Stattdessen Sprühregen, Nebel, Dunst, Kälte und … Höhenmeter. Ich hatte mit einem 8er Schnitt gerechnet, was eine Gipfelankunft gegen 12 Uhr bedeutet hätte. Und das war schon die langsamste vorstellbare Marschtabelle und eigentlich grottenschlecht. Nach 6 Stunden im Sattel ist mir all das aber völlig schnurz. Inzwischen schiebe ich längere Strecken und konstatiere, dass das alles mit Radfahren nicht mehr viel, genauer gesagt gar nix, zu tun hat. Ich beschließe also, mich bis zum Gipfel hochzukämpfen und dort oben das Brevet aufzugeben. 5 km vor dem Gipfel ein Verpflegungszelt vom Veranstalter mit warmer Suppe und gekochten Hackfleischbällchen als Einlage.

Das rettet nicht alles, macht aber die Tour doch angenehmer. „Du bist gleich oben“, wird mir gesagt. Was für ein dehnbarer Begriff „gleich“ doch sein kein. Das Thermometer nähert sich der 5°C Marke, ich schiebe durch den Regen, fahre nur wenig und verfluche den Berg. Aber es kommt wie es eigentlich immer auf solchen harten Prüfungen kommt: irgendwann ist man oben, hat es geschafft. Die Freude hält sich zwar in Grenzen, aber immerhin wird man von einem halben Dutzend Leuten mit Bananen und Getränken empfangen. Das Erinnerungsfoto wird geschossen…

Auf 3275 m über NN. 47 km Auffahrt, davon einige Kilometer davon geschoben. Die Freude über die Gipfelankunft hielt sich in sehr überschaubaren Grenzen.

…und dann geht’s auch schon wieder in die Abfahrt, die über eine Stunde dauern wird und Händen, Handgelenken sowie Oberarmen Einiges abverlangen wird. Bei km 5 kehre ich nochmals im Verpflegungszelt ein und esse einen weiteren Teller Suppe. Und dann nur noch runter, runter, runter. Ich bin überrascht, dass ich nach der Rumeierei bergauf in der Abfahrt tatsächlich noch Fahrer überhole. Und ganz unten sogar solche, die weit mehr als eine halbe Stunde Vorsprung hatten. Die fahren aber auch wirklich wie die ersten Menschen. Was man von einer zierlichen Japanerin nicht gerade behaupten kann, denn die fuhr wenige Sekunden nach mir los und überholt mich doch tatsächlich. Das Wort Harakiri liegt einem da natürlich gleich auf der Zunge. Ich bin mir nicht sicher, ob sie die Kurven wirklich kontrolliert fährt, aber wir schaffen es beide zeitgleich nach unten und sie bedankt sich überschwänglich für meinen Windschatten im flacheren Teil. Die Taiwaner kehren alle nochmals im Hotel ein und wechseln die Klamotten. Hat mir niemand gesagt und mache ich mir auch nichts draus. Also weiter und schon bald habe ich wieder etliche Fahrer um mich, die mir am Berg eine Stunde und mehr mitgegeben hatten. Vielleicht wird das ja doch noch was mit dem 400er? Die Kilometer 100-400 sind wirklich fast flach, insgesamt nur ca. 500 Höhenmeter und das hilft bei der Verbesserung des Schnitts, denn am Ende muss der bei 15 km/h liegen und davon bin ich am Mittag um 16 Uhr meilenweit entfernt. An einer Ampel überholt mich eine weitere zierliche Asiatin und
fragt mich, ob ich in ihrem Windschatten mitfahren möchte. Ich antworte „oder du in meinem?“ Schon nach wenigen Kilometern wird mir klar, dass ich weder das gewünschte Tempo von vorne fahren kann, noch derart gut einschätzen kann, welche Ampeln man bei Rot überfahren kann, ohne Probleme mit der Polizei zu bekommen. Jenny ist ortskundig und brettert überall mit Tempo 35 durch. Ich beiße mich am Hinterrad fest und folge ihr bis zum nächsten….genau: 7-11. Erneut ist es so, dass dort Fahrer nach mir eintreffen, die ich weit vor mir wähnte. Es gibt mal wieder was aus der Mikrowelle, und zwar Reis mit Rindfleisch. Bis heute frage ich mich, wo die dafür notwendigen Rinder auf Taiwan stehen. Nicht eins habe ich auf der Insel zu Gesicht bekommen. Mein treuester Mitfahrer, von seinen taiwanischen Kollegen mit dem Spitznamen „Bike“ versehen und nur 155 cm groß, möchte gerne mit mir weiterfahren und so verabreden wir das auch. Die Dämmerung kommt schon so langsam und schließlich brechen wir zu dritt auf. „Bike“ hat eine Alternativroute ausgearbeitet, die zwar gleich lang ist und auch wieder einige knackige Höhenmeter aufweist, aber völlig verkehrsarm durch zwei Großstädte (oder ist es nur eine?) hindurch schneidet. Wir fahren auf dem Kamm und sehen in die unendlichen Wohngebiete hinab. Es sieht einerseits toll aus, andererseits finde ich als altes Landei es doch sehr beklemmend, dass die Städte einfach nicht enden wollen. Wie will man dort je zur Ruhe kommen? Es geht definitiv nicht! Um diese philosophischen Überlegungen zu vertiefen, bin ich jedoch viel zu groggy. Ich möchte vielmehr die nächste Kontrollstation erreichen. Ca. 5 km vor dieser setzt wieder starker Regen ein. Genau so viel, dass wir durchnässt in unserem geliebten 7-11 ankommen. Meine Mitfahrer haben meine kritische Haltung zu Mikrowellengerichten
inzwischen definitiv mitbekommen und sind bemüht, es dem Herrn aus Deutschland kulinarisch recht zu machen. Wir stempeln, essen einen Happen und fahren sogleich zu einem gegoogelten Restaurant weiter, evtl. wäre der Begriff Straßenküche treffender. Es gibt wie immer mindestens 15-20 verschiedene kleinere Speisen, die man selbst nach Belieben zusammenstellen kann.

Typische chinesische Straßenküche. 1000x besser als 7-11.

Ich wähle vier oder fünf Kleinigkeiten aus und wir essen mal ohne Plastik. Sogar eine Gabel findet die herzliche Besitzerin für mich und zwinkert mir mehrfach zu. Nicht alle Gerichte sind in dem Schuppen nach meinem Geschmack, u.a. nicht die gekochten Schweinefüße, aber ok, es mag auch nicht jeder eine bayerische Schweinshaxe oder norddeutschen Labskaus. Plötzlich sitzen wir zu neunt im zugigen Nebenraum und fahren auch gemeinsam in die Nacht los. Erst müssen wir uns wieder durch unzählige Ampelketten kämpfen (genau: solche mit 60-90 sek. Anzeige für das Noch-Rotlicht). Wieder nervt es gewaltig, aber schließlich sind wir raus aus dem Moloch und fahren eigentlich nur noch auf 4-spurigen Straßen. Nachts sind alle Katzen grau, aber schön ist auch in der Dunkelheit anders. Nachdem „Bike“ uns die ersten 10 km sehr gleichmäßig zieht, meinen zwei andere Fahrer, ständig das Tempo anziehen zu müssen. Ich fahre zunächst mit, aber lasse mich wieder zurückfallen und warte auf die Kollegen. Gemeinsam peilen wir den nächsten 7-11 an. Müsste so 1-2 Uhr gewesen sein, als wir dort ankamen. Ich stelle mein Rad ab und freue mich, dass wir auch dieses Brevet schaffen werden. Plötzlich ein lauter Knall aus Richtung meines Fahrrads. Was soll ich sagen, der Vorderreifen ist geplatzt. Einfach so, im Stehen, ohne jegliche Fremdeinwirkung. Das ist auch für mich ein Novum. Und selbstverständlich sind auch dieses Mal Schlauch und Mantel zerfetzt. Leck mich doch….Was nun? Keiner hat einen Ersatzmantel dabei. Das kann doch nicht wahr sein! Sollte die Tour etwa hier enden? Ein weiterer Fahrer kommt rein und hilft mir mit seinem gebrauchten Reservemantel aus, der noch gut in Schuss ist. Also weiter. Alles gewechselt, aufgepumpt (in vielen 7-11 gibt’s Pumpen, eigentlich für die Motorroller) und gleich können wir weiter fahren. Oder könnten.
Denn es macht, erneut ohne jegliche Belastung, wieder PENG. Ein Taiwaner hilft mir jetzt besonders, redet die ganze Zeit auf Chinesisch auf mich ein.
Ein herzensguter Mensch, aber ich verstehe natürlich kein Wort. Er organisiert irgendwo eine Rolle Isolierband, zieht das alte Felgenband ab, überprüft die Speichen und zieht eine Schicht Isolierband auf die Felge. Ein Schlauch aus seinem privaten Fundus wird geopfert. Aufpumpen, das war ein hartes Stück Arbeit. Es dauert keine 30 Sekunden, da knallt es zum dritten Mal. In Ordnung, das war’s, das muss man einfach akzeptieren. Randonneure kommen und fahren weiter, nur ich bin hier gefangen und zwei oder drei treue Helfer, insbesondere der Dauerredner. Schließlich kommt der Fahrer, der beim 200er wenige Meter hinter mir mit dem Bus zusammenstieß (und von der Versicherung ein neues Rad bekommen wird). Er nimmt sich der Sache an, reißt das schwarze Isolierband weg und zaubert ein rotes Pendant aus irgendeiner Tasche. Auch er findet keine spitze Stelle oder Ähnliches, aber dreht zwei Runden Isolierband um die Felge. Wir pumpen den Reifen nur auf 5 bar auf und im Stand hält es. Ich bedanke mich und nehme die letzten ca. 100 km in Angriff.

Nach drei Versuchen hielt das Vorderrad endlich. Es gibt angenehmere Dinge um 2 Uhr nachts, als drei Reifenwechsel

Inzwischen ist es ungefähr drei Uhr. Ich habe massig Zeit verplempert, aber wenn jetzt alles hält, sollte es gerade so reichen. Eigentlich sollte es sogar immer noch relativ locker reichen, aber was ich noch nicht weiß: wir müssen 30 km durch den Berufsverkehr von Kaohsiung, einer Dreimillionenstadt mit massig Industrie. Zuvor fahren wir noch durch das menschenleere Tainan, eine andere Großstadt, die noch schläft. Aber ab ca. 5 Uhr erwacht Taiwan und wir fahren plötzlich zwischen abertausenden (und das ist in dem Fall keine ausschmückende Übertreibung) Motorrollern her. Im Gegensatz zu deren Fahrern haben wir keinen Mundschutz zur Verfügung. Für mich ist diese Rushhour zweierlei: 1) eine unglaubliche Erfahrung. Wie mag es bloß sein, wenn man das sein ganzes Leben lang tagtäglich machen muss? 2) der absolute Horror. Es ist saugefährlich, man wird ständig geschnitten und schwebt permanent in Sturzgefahr. Ich bin froh, dass ich sowas einmal miterleben durfte und noch froher, dass mir dieser Wahnsinn in meinem Leben komplett erspart bleibt. Dreck, Krach, Gefahr, Unfälle (einen zum Glück minder schweren sehen wir), als das muss ich mir zum Glück nie antun. Von der verplemperten Zeit mal ganz abgesehen. Und so werden wir in Kaohsiung von 1000en (!!) Rollern überholt. Rechts sieht man ebenso Tausende wie links und von vorne. Um 8 Uhr haben wir auch das schließlich überstanden. Wir haben noch eine Stunde und knapp 20 km, wir werden es schaffen. Mein Mitfahrer hat in der Stadt pausenlos erzählt. Es ist schon interessant, wie einen diese Fahrt verbindet. Verbindet mit einem Menschen, der kein Wort Englisch oder gar Deutsch kann, aber der doch ganz offensichtlich große Sympathien für einen hegt und ständig versucht zu helfen. Tolle Kameradschaft! Die letzten 20 km fährt er aber dann doch vor mir her, erst 50, dann bis zu 300 m, aber spätestens dann wartet er immer, bis ich aufschließe. Um 8.40 Uhr, also ca. 20 min. vor Zielschluss, erreichen wir das Ziel in Donggan. Der Empfang ist wieder begeistert. Rund 35 Fahrer erwarten uns, jubeln und prosten uns zu, feiern uns. Da könnte man sich dran gewöhnen. Wir stellen die Räder ab, geben die Karten bei der Orga ab und gönnen uns, der frühen Stunde zum Trotz, auch zwei Dosen Bier und ein Frühstück aus Pfannkuchen mit Hackfleischfüllung. Nach einigem Fachsimpeln mit den übrigen Fahrern folgen noch mindestens 30 verschiedene Fotos. Mit diesem und jenem Fahrer, die gesamte Gruppe, mit dem Banner, es will einfach kein Ende nehmen. Trotz durchgefahrener Nacht bin ich überhaupt nicht müde.

Mit dem Cheforganisator, an dem ein Schauspieler verloren gegangen ist.

Das Abenteuer Taiwan,und das war es wirklich,ist nun fast vorüber. Ich habe noch ca.12h bis zum Rückflug nach Deutschland. Dazwischen dusche ich, esse mehrmals, davon einmal in einem hervorragenden Fischrestaurant mit dem besten Essen der gesamten Reise,besichtige einen äußerst schrägen Tempel mit zahlreichen Comic -Figuren und steige schließlich,von den lieben Freunden aus Taiwan begleitet, im Bahnhof Tainan in den Schnellzug Richtung Taipeh, der die 280 km in einer guten Stunde durchfährt. Wider Erwarten schlafe ich auch dort nicht ein. Um 23.10 Uhr hebt der Flieger aus Taipeh ab Richtung Frankfurt, fliegt eine ganz andere Route über Japan und Russland, und am nächsten Morgen um 6 Uhr bin ich wieder in Deutschland. Ein fast schon surrealer Trip ist zu Ende. Und ich habe die Gewissheit, dass man in einer Woche Taiwan nicht viel mehr machen und erleben kann, was bei insgesamt 22h Schlaf auch kaum verwunderlich ist.

Ganz typisch: die runder Tische. Hier in einem erstklassigen Fischrestaurant – ein würdiger Abschluss der Brevetwoche!
Die Speisekarte, vermute ich. Alles klar?!

Ein ganz herzliches Dankeschön an die Organisatoren und die anderen Fahrer, besonders aus Taiwan und Hongkong, die diese eine Woche in Südostasien zu einem einmaligen Erlebnis gemacht haben. Und natürlich an mein Gastgeber-Ehepaar, das wirklich alles getan hat, um mir meinen „Urlaub“ so angenehm wie möglich zu machen. Besser ging es nicht! Wir sehen uns in Paris. Auch wenn ich kaum einen Startplatz für PBP bekommen dürfte, werde ich da sein. Einfach der Gaudi wegen. Öfters wurde ich gefragt, ob sich das gelohnt hat. Was genau lohnt sich eigentlich? 100 km mit dem Auto zu einem 200er zu fahren oder 500 km zu einem 1000er? Das ist doch alles Quatsch mit Soße. Natürlich lohnt es sich nicht und trotzdem würde ich jederzeit etwas Vergleichbares wieder machen. Man kann so eine Woche nicht nach „1300€ (so viel habe ich ungefähr gebraucht) sind dafür aber zu teuer“ bewerten. Ich kann nur jedem empfehlen, mal so eine Tour mitzufahren. Und ich frage mich, warum es in Deutschland keine solche Brevetwoche gibt? Entweder mit festem Basislager und sternförmigen Touren oder als Wanderkarawane. Ich fänd’s super!

Im Ziel nach 1500 km mit dem Gastgeber-Ehepaar.
Im Ziel mit meinem treuesten Mitfahrer fl:fjl/f (“Bike”, ca. 155 cm) und links mein ewig plaudernder Mechaniker

Und zum guten Schluss noch die Höhenprofile. Die hätte ich mir mal besser vorher etwas genauer angesehen! Allerdings: auf der taiwanischen Seite wurden z.B. für den 600er 2500 HM angezeigt, auf Komoot 6200 HM?!? HÄÄÄH, sehe ich jetzt erst!

 

 

www.randonneurs-taiwan.com